Die Idee ist da, aber man hat keine Ahnung wie man ein Buch schreibt. Ich habe diesen ganzen Prozess gerade durchlaufen. Wobei „gerade“ heißt, die letzten zwei Jahre. Ende des Jahres 2009 war die Idee geboren, ein Buch zu schreiben, nachdem mich immer wieder Menschen darauf ansprachen, wie ich es anstelle, so glücklich und zufrieden zu sein, trotz meiner herausfordernden Lebensgeschichte. In meinen Seminaren bekamen die Teilnehmer einen Einblick in meine Philosophie und gaben mir immer wieder den Hinweis, ich müsse ein Buch schreiben. Geschrieben habe ich schon immer. Aber Tagebuch schreiben oder ein Buch, das sind zwei Welten!
Ja, ich habe etwas zu erzählen. Mein Leben war ein Krimi bis jetzt. Aber das ist nicht wirklich mein Antrieb, ein Buch zu schreiben. Es geht mir darum, etwas zu bewirken, eine Botschaft zu vermitteln, einen Weg aufzuzeigen, wie man seine eigenen Wüsten durchquert. Natürlich auch, zu unterhalten, zu erfreuen und zu „entertainen“.
Ich fing einfach an aufzuschreiben, was da aus mir heraus drängte. Ich schrieb seitenweise drauf los, ohne es zu bewerten. Das hatte ich irgendwo gelesen, dass man sich nicht vorher blockieren soll, indem man versucht Schreiben zu lernen. Ich las meine einzelnen Geschichten und spürte, dass da Unterhaltungswert drin steckt, aber auch so etwas wie eine Empfehlung, wie man sein Leben meistern kann. Da wollte ich aber auf gar keinen Fall hin: mit erhobenem Zeigefinger Lehrmeisterin spielen.
Nun besorgte ich mir Bücher zum Thema „lerne zu schreiben“. Amazon bot mir eine reichhaltige Auswahl und die Bewertungen der Leser halfen mir dabei (Dankeschön dafür), das für mich richtige zu finden. Ich habe schon immer gerne und viel gelesen, querfeldein von „Wie man Freunde gewinnt“ von Dale Carnegie, über „Gespräche mit Gott“ von Neal Donald Walsch zu „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“ von John Gray, aber auch „Eine Billion Dollar“ von Andreas Eschbach und „Das Parfum“ von Patrick Süskind. Sicher hat mir das auch eine gewisse „Ausbildung“ verschafft und so konnte ich die Anregungen aus den „wie werde ich Autor-Büchern“ gut verstehen und umsetzen.
Ich schrieb weiter, seitenweise, manchmal Stunden in der Nacht. Und ich war euphorisch! Ja, ich war die geborene Schriftstellerin! Ja, ich hatte etwas zu sagen! Und nochmal ja, es war gut, was ich schrieb!
Als ich weiter fortschritt in meiner autodidaktischen Ausbildung, kamen die Zweifel, die „ich-kann-das-nicht-Attacken“. Ich sprach mit anderen Autoren, mit denen ich mich in Facebook und auf Xing vernetzte. Sie kannten diese Berg- und Tal-Fahrten alle. Ich las von Kolleginnen und Kollegen zum Thema, lernte dazu, stand wieder auf (emotional), setzte mich wieder hin (real) und schrieb weiter. Und eines Tages, schmiss ich alles in die Ecke, vergaß den Traum vom Schreiben und begab mich in wilden (beruflichen) Aktionismus, um mich zu betäuben.
Dem Himmel sei Dank, wussten meine Freunde von meiner Buch-Idee. Ich erzählte es Ihnen, als ich gerade in dieser „ich bin eine geborene Schriftstellerin-Phase“ war. Und Sie gaben mich nicht auf. Sie hatten ein paar Kapitel von mir gelesen und waren von mir mehr überzeugt, als ich von mir selbst. Sie rüttelten an meinem Ehrgeiz, erinnerten mich daran, dass ich eine Botschaft hatte, die ich weitergeben musste. Und sie inspirierten mich, indem sie mir Anekdoten von früher erzählten, mit mir lachten, mit mir weinten. Und sie glaubten an mich. Das hat mich stark gemacht dafür, wieder „die Feder“ in die Hand zu nehmen und weiterzumachen.
Es ist eine eigene Welt. Vergraben zu Hause am PC, im Bett mit dem Net-book, in der S-Bahn mit dem Notizblock. Versunken in Gedanken, Geschichten, Ideen. Manchmal erinnert mich mein Mann, dass es noch eine Welt außerhalb meiner gäbe und holt mich manchmal zurück ins Tagesgeschehen.
Ist aus den Fragmenten, den Erinnerungen, den Erlebnissen ein Buch geworden, und es war tatsächlich eines Tages soweit, gilt es „sein Baby“ in die Hände einer Lektorin, eines Lektors zu geben. Wie viel Rot war danach in meinen wunderbar geschriebenen, doch so weise gewählten Wörtern. Dieses Erschrecken gehört zum Prozess. Ich nahm mir die Anweisung aus einem Lehrbuch zu Herzen, die unnützen Passagen und leeren Worte herauszuschneiden, abzuschütteln, loszulassen. Keine einfache Übung. Man klebt an seinen Ergüssen, habe ich festgestellt.
Und dann ist der Text schlanker, die Aussagen griffiger, die Abfolge stimmiger. Und ich bin geläutert und froh. Nicht mehr so euphorisch, dafür dankbarer. Es ist ein langer Prozess, von der Idee bis zum fertigen Buch. Und er lohnt sich. Die schlaflosen Nächte, das Zweifeln, das Hoffen. All das hat mich zu meinem Erstling geführt.
Vor diesem Akt stehe ich nun. Das „Baby“ soll ja das Licht der Welt erblicken und nicht im PC verstauben. Was gilt es da alles zu beachten, zu bedenken, zu besprechen, zu lernen. Von diesem Prozess kann ich erst später berichten, wenn ich ihn selbst durchlaufen habe.
Heute haben es Jungautoren ja viel leichter, ihr Buch zu veröffentlichen und auf den Markt zu bringen, als noch vor ein paar Jahren. Book on Demand ist eine Alternative, sein Buch günstig drucken zu lassen und die Welt des Kindle eröffnet eine ungeahnte Möglichkeit, sein Buch online der Welt zu zeigen. Natürlich wird der online Markt dadurch auch überschwemmt mit Texten, die nicht lesenswert sind. Aber so trennt sich auch ganz schnell die Spreu vom Weizen und mit der Beurteilung des Buches durch Leser in z. B. in Amazon hat man schnell einen Überblick, ob ein Buch gut geschrieben ist, oder nicht.
Ich freue mich und bin gespannt, wie die Welt da draußen mein Buch aufnimmt und bewertet. Natürlich haben viele Freunde und Bekannte schon quergelesen und die Beurteilungen waren durchwegs positiv. Es sei spannend, flüssig zu lesen und aufbauend. Aber ich weiß auch, es sind die Stimmen von Menschen, die mich kennen und mir positiv gestimmt sind. Behaupten muss sich mein Buch da draußen in der rauen Welt. Ich wünsche ihm viel Glück und die Gunst der geneigten Leser.